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Forschung zur Therapie

Dr. Ivar Lovaas und seine Kollegen haben seit Anfang der 60 iger Jahre viel zur Forschung von Verhaltensinterventionen im Bereich Autismus beigetragen. Das Syndrom wurde zuerst in separate Verhaltenskomponenten aufgeteilt um objektivere Messungen der Effekte verschiedener Interventionen erfassen zu können. (Lovaas, Freitag, Gold & Kassorls, 1985). Autismus wurde in sieben Verhaltensdefizite unterteilt: Sprache, Motivation, Imitation, Spielen mit Spielzeug, Spielen mit anderen, Selbsthilfe und kognitive Funktionen. Des weiteren wurden Verhaltensexzesse erfasst: Selbstverletzungen und Aggression gegenüber anderen und ritualistische Verhaltensweisen wie Händewedeln. Entwicklungsverzögerungen und Verhaltensexzesse wurden daraufhin bei Personen, die von unabhängigen Medizinern gemäß dem diagnostischen Handbuch (zur Zeit DSM IV) mit Autismus diagnostiziert wurden, untersucht. Verschiedene umweltbedingte Variablen wurden aus Laborstudien zur Lerntheorie ausgewählt, wie z.B. Verstärkung, shaping und diskriminierendes Lernen. In den meisten Studien wurde nur eine kleine Anzahl von Versuchspersonen intensiv beobachtet und Einzelfallstudien zur Bestätigung verwendet (Barlow & Herson, 1984).

Diese Forschung führte zu einigen, durch Experimente validierte Verfahren. Unter anderem arbeiten diese an der Verminderung verschiedener Verhaltensexzessen und Ausgleich von Verhaltensdefiziten bei Autisten (Schreibman, 1988). Diese Techniken und andere, basierend auf ähnlichen Methoden, bilden die Basis für die intensive Verhaltenstherapie, auch Lovaas - Therapie genannt.

Zwei wichtige Studien der Universität in Los Angeles wurden Forschungsklassiker (Lovaas, Berberich, Perloff & Schaffer, 1996; Lovaas & Simmons, 1969). Die meisten Forschungsprojekte wurden repliziert und von verschiedenen Forschern erweitert (siehe Zusammenfassung von Lovaas, Koegel und Schreibman, 1979). Viele der angewandten Techniken bekamen Standards in der verhaltenstherapeutischen Behandlung autistischer Kinder (Newsom & Rincover, 1989; Schreibman, 1988). Im Jahre 1973 wurde die erste follow-up Langzeitstudie in der Behandlung autistischer Kinder von Lovaas, Koegel, Simmons und Long veröffentlicht. Es zeigte sich, dass sich alle Kinder positiv entwickelten je länger die Behandlung dauerte, desto größer waren die Fortschritte. Es entwickelten sich komplexe Verhaltensweisen wie Sprache und nicht angepasstes Verhalten wie Selbstverletzungen konnten verringert werden. Keines der Kinder jedoch erreichte normales Entwicklungsniveau oder entwickelte soziales Spiel mit anderen Kindern. Nach Beendigung des Programms verschlechterte sich der Zustand der Kinder und Fähigkeiten an denen nicht aktiv gearbeitet wurde und konnten nicht auf verschiedene Umgebungen oder Verhaltensweisen übertragen werden. Diese Ergebnisse von 1973 stimmen mit andern Studien in der experimentellen Literatur überein (DeMyer et al, 1981; Rutter, 1985; Smith, 1983).

Die negativen Erkenntnisse dieser Studien beeinflussten die weitere Gestaltung der Behandlung (Lovaas, 1987). Um die Effektivität des Programms zu verbessern, wurden vier Veränderungen vorgenommen. Erstens konzentrierte sich die Behandlung auf jüngere Kinder (Durchschnitt 34 Monate), da angenommen wurde, dass diese aufgrund guter Anpassungsfähigkeit des Nervensystems und geringerer Verhaltensexzesse schneller aufholen können (Huttenlocher, 1984). Zweitens wurde das Verhaltensprogramm in der Studie von 1987 beim Kind zu Hause durchgeführt, die Kinder lernten mit anderen Kindern zu spielen. Es wurde eine Eingliederung in eine normale Schule angestrebt um ihre weitere Entwicklung zu unterstützen. Drittens: In der Studie von 1987 blieben die Kinder für 2 Jahre im Programm und erhielten 40 Stunden 1:1 Verhaltenstherapie in der Woche. Dies sollte die Lernchancen normaler Kinder wiederspiegeln, da diese die meiste Zeit ihrer wachen Stunden von ihrer Umgebung lernen. Um die Ãœbertragung  von Fähigkeiten auf andere Situationen zu fördern, wurden in allen relevanten Umgebungen, wie zu Hause, Kindergarten und Nachbarschaft spezifische Verhaltensweisen in Angriff genommen.

Die Studie von 1987 hatte ein Experimental- und Kontrollgruppendesign. Die Personen wurden entweder der Experimentalgruppe oder der Kontrollgruppe zugeordnet. In beiden Gruppen waren es jeweils 19 Personen. Personen in der Experimentalgruppe bekamen eine viel intensivere Behandlung als Personen in der Kontrollgruppe. Die Verteilung zu den Gruppen war abhängig von der Verfügbarkeit der Therapeuten. Waren Therapeuten verfügbar, so wurde das Kind der Experimentalgruppe zugeordnet, ansonsten kam es in die Kontrollgruppe. Am Anfang sollte ein matched pair random assingment durchgeführt werden, aber die Eltern waren dagegen und somit wurde eine Verteilung aufgrund der Verfügbarkeit der Therapeuten angestrebt. Anhand von 19 verschiedenen Variablen, die vor der Behandlung erhoben wurden, zeigte sich, dass die Experimentalgruppe und die Kontrollgruppe am Beginn vergleichbar waren. Zusätzlich gab es noch eine andere Kontrollgruppe mit 21 Kindern, die nicht von Dr. Lovaas sondern von einem unabhängigen Beobachter begleitet wurden. Diese wurden anhand von Variablen, die vor der Behandlung erhoben wurden, der Kontrollgruppe angeglichen.

Nach der Behandlung hatten Personen aus der Experimentalgruppe einen höheren IQ, im Durchschnitt 83 verglichen mit dem IQ vor der Behandlung von durchschnittlich 52. Diese Kinder brauchten ein weniger kontrolliertes Schulumfeld als Kinder aus der Kontrollgruppe. Im Alter von 7 Jahren erreichten neun Kinder aus der Experimentalgruppe (47%) normales intellektuelles und akademisches Niveau. Im Gegensatz dazu erreichte aus den beiden Kontrollgruppen nur 1 Kind aus 40 (2,5%)  ein solches Ergebnis, vergleichbar mit den Ergebnissen anderer Forscher (Rutter, 1985). Wiederholte Messungen der Kinder im Alter von 11.5 Jahren, durch McEachin, Smith & Lovaas (1993) zeigten, dass die Experimentalgruppe der Kontrollgruppe immer noch in gleicher Weise überlegen war. Dies zeigte sich in weniger kontrollierter Schulplatzierung, größerem adaptivem Verhalten, und gleichbleibendem höherem IQ-Wert von 30 über der Kontrollgruppe. Die besten 9 Kinder aus der Experimentalgruppe wurden mit einem double blind psychologischen Interview einer besonders ausführlichen Evaluation unterzogen. Acht der neun besten Kinder konnten bei den Tests nicht von normalen Kindern unterschieden werden.

Smith und Lovaas (1992) sind dabei, diese Funde  an Vorschülern mit Autismus und anderen Entwicklungsstörungen zu replizieren. Die Daten werden im Moment zusammengefasst und analysiert. Die Studie enthält mehr methodische Richtlinien als die Studie von 1987. Unter anderem wurde die Aufteilung in Gruppen von einem unabhängigen Statistiker in einem matched-paired random assignment vorgenommen und die Kinder einem vielfältigeren Assessment unterzogen. Vorläufige Ergebnisse von 24 Kindern nach der Hälfte der Behandlung zeigen, dass sich der IQ der Experimentalgruppe in den meisten Tests im Durchschnitt 13-18 Punkte erhöht hat, während der IQ der Kontrollgruppe in den meisten Bereichen um 5-10 Punkte sank. Die vorläufigen Ergebnisse stimmen somit mit der Studie von 1987 überein. Da der Untersucher (Smith) der Studie von 1992 ein anderer als der der UCLA Young Autism Project Studie ist (Lovaas 1987), und da die Kinder und Therapeuten andere sind, kann angenommen werden, dass die Studie von 1987 auch von anderen Untersuchern repliziert werden kann. Die Studie kann jedoch nicht vollständig als Replikationsstudie angesehen werden. Die Kinder stammten aus der gleichen Umgebung wie die der ersten Studie und die Therapeuten stammten aus der selben UCLA Studentengemeinde. Deshalb ist es wichtig, dass diese Ergebnisse auch an nicht UCLA-Kliniken repliziert werden (Foxx,1993; Kadzin, 1993).

Sieben der neun Kinder, die in der Studie von 1987 am besten abschnitten, wurden im jungen Erwachsenenalter (24 Jahre) nochmals getestet. Die Tests beinhalteten einen Intelligenztest, Persönlichkeitstest und einen Test für das abstrakte Denken. Die Ergebnisse zeigen, dass der IQ Level beibehalten wurde. Der jetzige Durchschnitt beträgt einen IQ von 108 verglichen mit 107 im Alter von sieben Jahren und 109 im Alter von 12. Im MMPI und beim Rorschach hatten sie ein normales Persönlichkeitsprofil und bestanden den Test des abstrakten Denkens mit einer besonderen Theory of mind Aufgabe (Menschen aus dem autistischen Spektrum haben sehr große Schwierigkeiten mit diesen Aufgaben). In Bezug auf ihre Selbstständigkeit: vier gingen aufs College, einer hatte die High school abgeschlossen und einer hatte keinen Abschluss. Drei hatten regelmäßige Arbeit, einer war selbstständig, einer war immer noch im Kollege und der andere arbeitslos. Vier lebten alleine und zwei waren immer noch zu Hause. Diese zwei waren beide Collegestudenten. Fünf von ihnen hatten einen Führerschein und vier führten ihre eigenen Geldangelegenheiten. Die anderen zwei waren die die zu Hause wohnten und ins Kollege gingen. Alle gaben an, enge Freunde zu haben. In Bezug auf Probleme mit ihren Freunden gaben zwei an, dass sie Probleme mit ihrem Temperament hatten, einer fühlte sich zu schüchtern und drei von ihnen sagten, sie hätten keine Probleme. In bezug auf partnerschaftliche Beziehungen: einer war verheiratet, drei hatten momentan einen Freund/eine Freundin, einer davon hatte schon einmal einen Freund/Freundin, zwei hatten keine Freund/Freundin. Alle hatten den Wunsch einmal zu heiraten. Im ganzen kann man sagen, dass die Kinder die die besten Ergebnisse erzielt hatten, diese auch im Alter aufrechterhalten konnten, die Befunde der intellektuellen und neuropsychologischen Tests waren normal. Sie weisen keine klinisch signifikanten abnormalen Verhaltensweisen auf, sie waren fast alle unabhängig und hatten enge Freundschaften (Smith, Wynn & Lovaas, 1996).

Der Service des EAS (Early Autism Projekt Stuttgart) basiert auf der Forschung von Dr. Lovaas, die in den 60-igern begann und sich immer noch weiterentwickelt. Diese Forschungsarbeit hat dazu beigetragen, eine effektive Methode zur Behandlung von autistischen Kindern zu entwickeln, die es ermöglicht,  bestimmte Bereiche wie Sprache, soziale Fähigkeiten und Verhaltensweisen anzugleichen. Das Programm, das Eltern und Kindern angeboten wird, hat sich aufgrund der Forschung sehr verändert und wird sich auch durch zukünftige Forschung noch weiter verändern.

 

Literatur:

Barlow, D.H., & Hersen, M. (1984). Single-case experimental designs.  New York: Pergamon.

DeMyer, M.D., Hingtgen, J.N., & Jackson, R.K.  (1981).  Infantile autism reviewed: A decade of research.  Schizophrenia Bulletin,7, 388-451.

Huttenlocher, P.R. (1984).  Synapse elimination and plasticity in developing human cerebral cortex.  American Journal of Mental Deficiency, 88, 488-496.

Lovaas, O.I.  (1987). Behavioural treatment and normal educational and intellectual functioning in young autistic children.  Journal of Consulting and Clinical Psychology, 55, 3-9.

Lovaas, O.I., Berberich, J.P., Perloff, B.F., & Schaeffer, B.  (1966).  Acquisition of imitative speech by schizophrenic children.  Science.  151, 705-707.

Lovaas, O.I., Koegel, R.L., Simmons, J.Q., & Long, J.S.  (1973).  Some generalisation and follow-up measures on autistic children in behaviour therapy. Journal of Applied Behaviour Analysis6,  131-166. 

Lovaas, O.I., Koegel, R.L., Schreibman, L.  (1979).  Stimulus overselectivity in autism:  A review of research.  Psychological Bulletin, 86, 1236-1254.

Lovaas, O.I, & Simmons, J.Q.  (1969). Manipulative of self-destruction in three retarded children. Journal of Applied Behaviour Analysis, 2, 143-157.

McEachin, J.J., Smith, T., & Lovaas, O.I.  (1993).  Long-term outcome for children with autism who received early intensive behavioural interventions.  American Journal of Mental Retardation,97, 359-372. 

Newson, C., & Rincover, A.  (1989). Autism.  In E.J. Mash & R.A. Barkley (Eds.), Treatment of Childhood Disorders (pp. 286-346).  New York: The Guliford Press.

Schreibman, L. (1988).  Autism.  Beverly Hills, CA: Sage.

Smith, T., & Lovaas, O.I., (1992).  Progress report on IQ changes from early intervention for children with mental retardation (Grant no. H133G80103).  Washington, D.C.: United States Office of Education.

Smith, T., Wynn, J., & Lovaas, I.,  (1996) Outcome in Adulthood.  Paper presented at Early Intervention Conference, Los Angeles, 1996.

 

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